ABC der Bücherliebe

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ABC der Bücherliebe Sprache der Inhalte: Deutsch.

 

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  • Bibliografie

Als Bibliografie bezeichnt man entweder die Herstellung und Benutzung oder die Lehre von Literaturverzeichnissen oder diese selbst. Gleichrangig verwendet man Begriffe wie Katalog, Repertorium, Bücherkunde und Bücherverzeichnis. Früher galt sie auch als Ausdruck für die Bücherkunde im allgemeinen. Die Geschichte der Bibliografie ist mit der Entstehung und Entwicklung des Buchdrucks verknüpft, obwohl es vermutlich bereits im Altertum und zur Blütezeit der arabischen Kultur im 8. bis 11. Jahrhundert Bücherverzeichnisse gegeben hat. Durch seine Bibliotheca Universalis schuf der Gelehrte Conrad Gessner (1516-1565) eine der größten und umfassenden Bibliografien der Neuzeit und wird mitunter gar als deren Vater tituliert.

Als ein Nachfolger Gessners gilt der Theologe Georg Draud (1573 bis 1635). 1611 und 1620 erschien seine "Bibliotheka classica". In ihr werden die Veröffentlichungen seit 1500 aufgeführt. Grundlage sind Messekataloge, Verlagskataloge sowie Befragungen von Verlegern. Zum ersten Mal erscheint ein Index der Verfasser. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts erscheinen in anderen Ländern Europas (Italien, Frankreich, England) Bibliographien, häufig auf der Grundlage von Messekatalogen. Es werden aber bereits die Bücher selbst zur Titelaufnahme herangezogen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts werden die ersten Spezial- und Fachbibliographien (Philosophie, Theologie, Medizin usw.) publiziert. Einen wichtigen Anteil an der Entwicklung der Bibliographien haben christliche Orden (Bollandisten, Mauriner).

Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts entwickelt sich die Bibliographie in systematischer und methodischer Beziehung. Frankreich liegt mit weitem Abstand vor Deutschland auf Platz 1 in Europa. Verlags- und Sortimentskataloge gewinnen immer mehr an Bedeutung und etablieren sich neben den Messekatalogen. Um eine Vorstellung von den für die damalige Zeit beachtlichen Größenordnungen zu bekommen, sei hier das Beispiel des Universalkataloges des Nürnberger Verlegers Monath angeführt, der 65.000 Titel in acht Bänden umfaßt. Einen besonderen Rang, und deshalb an dieser Stelle erwähnt, nehmen die Versteigerungskataloge bedeutender Bibliophilen ein. Als die Sammlung des Bibliophilen Zacharias Konrad von Uffenbach versteigert wurde, umfaßte der eigene Sammlungskatalog Uffenbachs vier Bände.

Karlsruher Virtueller Katalog
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Sabine Kühl rezensiert (PDF) Markus Krajewskis Buch "ZettelWirtschaft. Die Geburt der Kartei aus dem Geist der Bibliothek". Auf der Webseite "synapsen - Ein hypertextueller Zettelkasten" kann man seinen Spuren folgen.
  • Biblioklast

[griech.: brechen, zerbrechen] Jemand, der Bücher zerstört, um ihnen Sammelobjekte, z.B. Bildtafeln oder bestimmte Seiten, zu entnehmen.

Welch barbarische Tat! Dieses beschämende Verhalten ist leider nur in den seltensten Fällen auf geistige Verwirrung oder ähnliche mildernde Tatumstände zurückzuführen. Vielmehr gelangt die gesamte Tragweite einer solchen unzivilisierten Handlung ans Tageslicht wenn man bedenkt, welch Profit sich daraus schlagen läßt. Denn oftmals lassen sich einzelne Seiten, vorzugsweise Kupferstiche, sehr gewinnbringender verkaufen. Ergo erbringen viele einzelne Seiten einen höheren Profit ein als alle Seiten, verkauft (oder aus kaufmännischer Sicht gesagt: verschwendet) in Form eines kompletten Werkes als Einzelstück. Ausdrücklich sei an dieser Stelle gesagt, daß diese Profitgier die Ausnahme ist und somit hoffentlich auf die sogenannten schwarzen Schafe beschränkt bleibt, wie sie überall zu finden sind. Ein Beispiel für das schamlose Ausplündern und damit Zerstören von Büchern ist John Bagford (1650 bis 1716). Einerseits wird er in der Literatur als Fachmann für Inkunabelkunde gepriesen. Andererseits ist dies noch lange keine Absolution.

  • Bibliolatrie

[griech.: Gottesdienst, Gottesverehrung, übertragen: Buchstabenhörigkeit] Übertriebene Verehrung (heiliger) Bücher, besonders der Bibel

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Die Verehrung, die heutzutage manche Zeitgenossen ihrem Sparbuch entgegenbringen, indem Sie es abgöttisch anschauen (natürlich nur, wenn sich die Zahlen darin vergrößern und "Saldo" davorsteht), hat nur in übertragenem Sinne etwas mit Bibliolatrie zu tun.

  • Bibliomantie

[griechisch: Weissagung] Wahrsagerei auf der Basis beliebig aufgeschlagener Textstellen in Büchern.

  • Bibliometrie

Mit Bibliometrie wird ein Verfahren bezeichnet, das mathematische und statistische Methoden auf Bibliotheken und andere Medien anwendet, um empirische Gesetzmäßigkeiten aufzudecken, die für die Herstellung und Nutzung von Büchern und ähnlichen Dokumenten praktische Bedeutung haben können.

  • Bibliopathie

Ein Bibliopath erkrankt durch Lektüre. Wie schnell das geschehen kann, weiß derjenigen, der einen Blick ins eigene Sparkassenbuch wirft. Oder vielleicht heizt ein Buch das Bewußtsein an, dasß die Welt angrundtief schlecht ist, was man ja schon immer zu wissen meinte. Oder das Gelesene ist abartig und unappetitlich. Es gibt sogar Diskussionen zu dieser Frage.

  • Bibliophagie

Wörtlich: Bücher fressen. Bibliophagie meint das übertragene Verschlingen von Büchern. Durch manche Bücher kraucht man auf allen Vieren, durch anderen eilt man im Sturmschritt. Bibliophagen sind wahrscheinlich solche, die sich das eilige Lesen von Büchern zum Prinzip gemacht haben. Auch das buchstäbliche Aufessen von Büchern oder Papier mag dazugehören. Allen ist sicher die Szene im Gedächtnis, wo in der Verfilmung von Umberto Ecos "Name der Rose", sich der alte Jorge die Seiten des vergifteten Buches in den Mund stopft. Mahlzeit!

  • Bibliophilie

Diese Zwillingsschwester der Bibliomanie darf natürlich nicht vergessen werden. Bibliophilie kennzeichnet allgemein die Liebe zum Buch. Die Geschichte der Bibliophilie ist gleichzeitig eine Geschichte der privaten Bücherliebhaber und ihrer Sammlungen. Oft ist die Bibliophilie Gegenstand literarischer Werke, von Selbstbetrachtungen oder Ausdruck eigener Lebensphilosophie. Zu den bekanntesten Schriften zählt das Philobiblon von Richard de Bury (1287 bis 1345), der selbst ein echter Bibliophile war. Die Vorstellungen, was Bibliophilie verkörpert, haben sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Praktisch wird Bibliophilie oft mit Sammlertum gleichgesetzt, doch schließt sie Buchbesitz und -pflege, Bucherwerbung und - verbreitung ebenso ein, wie die Erforschung des Schicksals ganzer Sammlungen oder einzelner Bücher. Die bibliophile Neigung kann sich auf die unterschiedlichsten Aspekte richten: zum Beispiel Illustration, Einband, Papier, Druckwerstätten, Erstausgaben, Formate oder einem bestimmten thematischen Bezug folgen.

Bibliophilie ist auch ein sozialpsychologisches Phänomen, eine schöpferische Tätigkeit und ein Bildungselement von hohem Rang. Die ist Ausdruck individueller Lebensführung und geistiger Lebenshaltung, abhängig nicht zuletzt von den finanziellen Möglichkeiten des Bibliophilen. Der systematisch sammelnde, kenntnisreiche Bibliophile prägt die Bibliophilie der Gegenwart [...] Der echte Bibliophile lehnt Bücher als Kapitalanlage und Objekte sicherer Spekulationsgewinne ab. Liebe zum Buch, Begeisterung, Hingabe und viel Geduld kennzeichnen den Bibliophilen [...] Eine über eine lange Lebenszeit aufgebaute, fundierte und abgerundete Sammlung bedeutet stets einen persönlichen Gewinn, sie verschafft Kontakte zu anderen Sammlern und Bücherfreunden, trägt zur Aufbewahrung und Überlieferung von Kulturgut bei und erfreut sich, unabhängig vom momentanen Handelswert, eigener, sachverständiger Wertschätzung. (Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie, Augsburg 1995, S. 47)

Buntes Lexikon der Schwarzen Kunst
Sammlerkreis Miniaturbuch e.V. Stuttgart


  • Bibliophobie

Als Bibliophobie wird die krankhafte Abneigung gegen Bücher bezeichnet. Dieses Symptom scheint sich weltweit mehr und mehr zu verbreiten.

  • Biblioskopie

Wenn Bücher durchblättert werden, ohne daß man in ihnen liest. Prima Vorgehensweise, um in Buchhandlungen als versiert zu erscheinen. Getreu dem Motto: Ein Blick, und ich weiß, was die Stunde geschlagen hat oder zumindest was das Buch enthält und demzufolge wert ist.

  • Bibliosophie

veraltet für: die Lehre vom Büchersammeln

  • Bibliotaphie

Wenn man Buchbesitz verheimlicht. Absolut unvorstellbar, denn normalerweise protzt man mit seinen Büchern. Doch gibt es zu jeder Erscheinung wohl auch ihr Gegenbild. Möglicherweise gilt es auch dem Verbergen einzelner Bücher, derer man sich schämt, die bestimmte Leute nicht zu sehen brauchen. Insofern wäre jeder Pubertierende, der seine Pornozeitschriften tief im Kleiderschrank versteckt, ein Bibliotaph. Bei den Harry-Potter-Büchern gab es extra Cover für Erwachsene, was letztlich auch in diese Rubrik gehört. Spuren verwischen und sich nur nicht mit einem Kinderbuch erwischen lassen.

  • Bibliothek

Dieser Begriff stammt aus dem Griechischen und heißt eigentlich Büchergestell. Heute bezeichnet es eine öffentliche oder private, planmäßig angelegte Büchersammlung genauso wie das Gebäude, in dem sie untergebracht ist. Grundsätzlich werden wissenschaftliche und öffentliche Bibliotheken unterschieden. Die älteste bisher bekannt gewordene Bibliothek ist die Tontafelsammlung des Assyrerkönigs Assurbanipal in Ninive. In Rom gründete 39 vor Christus Asinius Pollio die erste öffentliche Bibliothek. Im Mittelalter bildeten sich zwei neue Gattungen heraus: die Kloster-Bibliothek und die Kollegien-Bibliothek. Wer sich Von Büchern und Bibliotheken begeistern lassen will, der sollte einen Blick in das gleichnamige Buch von Richard Mummendey werfen, dass 1950 in der ersten Auflage erschienen ist (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt).

  • Bibliothekar

Ein Bibliotheksbeamter oder ein Angestellter in einer wissenschaftlichen oder öffentlichen Bibliothek.

  • Bibliotherapie

Eine Methode der Psychotherapie, bei der vom Therapeuten ausgewählte Lektüre in den Heilplan einbezogen wird; soll unter anderen Konflikterkenntnis- und überwindung fördern, ein Verständnis des therapeutischen Verfahrens ermöglichen und der Selbstfindung, auch der beruflichen Rehabilitation dienen.

  • Biblioversie

Das Zweckentfremden von Büchern. Bücher als Kippelschutz bei Tischen, Bücher als Herbarium, als Stütze für irgendetwas, das nicht umfallen soll. Der Phatasie ist freien Lauf gelassen.

  • Buchmuseen

Das älteste Buchmuseum in Deutschland ist das 1884 vom Deutschen Buchgewerbeverein begründete Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig, das heute eine Abteilung der Deutschen Bibliothek/ Deutschen Bücherei bildet. Das Gutenberg-Museum der Stadt Mainz berücksichtigt alle Aspekte der Geschichte von Schrift, Papier, Buch, Einband, Illustration und Technik. Auf die Buch- und Schriftkunst des 20. Jh. im internationalen Rahmen, bessonders auf Pressendrucke und Malerbücher, konzentriert sich das Klingspor- Museum der Stadt Offenbach. Unter den zahlreichen ausländischen Buchmuseen ragen das Plantin-Museum in Antwerpen und die Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf heraus. Größere wissenschaftliche Bibliotheken des In- und Auslands zeigen Ausstellungen zur Geschichte des Buchwesens. Das Deutsche Buch- Archiv in München, hervorgegangen aus der Sammlung Ludwig Delp, widmet sich besonders den Rechtsfragen der Buchgeschichte.

  • Büchersammeln

Büchersammeln, der Erwerb von wertvollen, seltenen bzw. bibliophilen Büchern durch Institutionen (Bibliotheken und Universitäten) oder durch Privatpersonen (Sammler bzw. Bibliophile). Bücher gelten dann als wertvoll, wenn nur eine begrenzte Anzahl von Exemplaren gedruckt wurde. Unter bibliophile Bücher versteht man heute jene, die in alten Druckverfahren oder im Bleisatz gesetzt oder auf kostbarem Papier gedruckt wurden. Auch Einbandmaterialien können den Wert eines Buches erhöhen. Zu den begehrtesten Büchern zählen Erstausgaben von bekannten Schriftstellern. Besonders wertvoll sind jedoch die sogenannten Inkunabeln (Bücher, die vor 1500 gedruckt wurden) und Bücher aus der Frühphase des Buchdruckes um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Gutenbergbibel (gedruckt in Mainz, 1450-1456) ist eines der begehrtesten Sammlerobjekte. Zu den Sammlerkostbarkeiten zählen auch illuminierte Handschriften aus der Zeit vor der Erfindung des Buchdrucks sowie Orginalmanuskripte (sog. Autographen). Viele Privatsammler, aber auch Bibliotheken haben sich spezialisiert: auf Bücher zu einer bestimmten Thematik oder einer Zeitepoche oder eines Autors. Private Sammler bevorzugen häufig illustrierte Bücher. Die Geschichte des Büchersammelns reicht zurück auf die Gründung einer Tontafelbibliothek in Ninive durch König Assurbanipal (668 bis ca. 627 v.Chr.). Der Philosoph Aristoteles (384-322 v.Chr.) besaß eine Privatbibliothek, die Ptolemäus II. beim Aufbau der berühmten Bibliothek von Alexandria als Vorbild gedient haben soll. Eine bedeutende Büchersammlungen entstanden in Pergamon in Kleinasien durch EumenesII. Im Mittelalter wurden große Bibliotheken in europäischen Klöstern, später in den Universitäten eingerichtet. Einige berühmte wissenschaftliche Bibliotheken entstanden u.a. auch aus Privatsammlungen bzw. Stiftungen. Der Handel mit alten Büchern und Autographen besorgt der Antiquariatsbuchhandel; zu einem großen Teil werden auch bei Buchauktionen Autographen, einzelne Bücher und ganze (Privat-)Bibliotheken versteigert.

  • Bücherwurm

In der Buchdruckkunst eigentlich für Bücherschädlingen. Landläufig gelten aber eifrige Bücherleser als Bücherwürmer, vielleicht weil sie die Bücher ebenso gern verschlingen wie ihre tierischen Pendants, dabei aber hoffentlich weniger Schaden anrichten.

  • Exlibris

Exlibris (lat. ex libris für "aus den Büchern des", Eingangsformel des Besitzvermerks) sind kleinformatige grafische und/oder textierte Blätter in unterschiedlichen künstlerischen Techniken, die als Besitzvermerk meist in den vorderen Spiegel eingeklebt werden. Exlibris sind oft künstlerisch gestaltet, wobei der Bildschmuck in Beziehung zum Besitzer oder dessen Namen und Beruf (allegorische oder symbolische Ausdeutung) steht; auch religiöse Themen oder Genreszenen sind möglich. Das Exlibris entsteht mit dem frühen Buchdruck. Eines der frühesten E. dürfte der eingedruckte Holzschnitt auf der Rückseite des letzten Blattes in einem von Peter Wagner in Nürnberg 1489 gedruckten Sterbetraktat sein, in das der künftige Besitzer sein Wappen eintragen konnte; allerdings fehlt die persönliche Beziehung zum Besitzer bei dieser Sonderform des Universal-Exlibris. Exlibris sind gefragte Sammelobjekt. (aus: Reclams Sachlexikon des Buches)


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Endnoten